S2/E31 Homer ließ Odysseus in seinen Erzählungen lebendig werden. Aber die Möglichkeiten, sich an Menschen und Ereignisse zu erinnern sind längst digitalisiert. Dabei meinen wir nicht nur digitale Bilder, die in ihrer Vielzahl „geschossen“ in unseren Speichern im Rechner oder der Cloud im Wortsinne festgehalten wurden.
Wenn wir uns erinnern wollen an Ereignisse von Familie, Städten, Vereinen, Technologien können uns Fotoalben weiterhelfen. Auch auf öffentlichen Speicherplattformen wie Vimeo oder YouTube „leben wir bewegt“ und lassen von uns hören in Podcasts – wie dem von achwas?!
So war es nur eine Frage der Möglichkeiten, der Fantasie und Handwerkskunst diese Fülle von Bildern, Texten und Sprache zusammen zu führen. Daraus ein lebendig erscheinendes Abbild von Menschen zu erstellen.
Das „zum Leben erwecken“ lässt sich bei digitalisierten Medien relativ einfach gestalten. In immer schnellerer Folge begegnen wir in den Medien Wesen, deren Stimme, Gesicht und Mimik uns vertraut erscheinen, wo der Inhalt allerdings abweicht von dem, was wir kennen und erwarten.
Ein aktuelles Beispiel wurde vom „Zentrum für politische Schönheit“ erstellt. Da verkündet Bundeskanzler Olaf Scholz Ende 2023 das Verbot der AfD. Wie sich schnell herausstellte, war das ein Deepfake.
Was denn nun Deepfakes genau sind, und woher der Begriff kommt? Spoiler: aus den Begriffen „Deep Learning“ (mehrschichtiges Lernen) und „fake“ (Fälschung) gebildet bezeichnet dies mittels Künstlicher Intelligenz erstellte Bilder und Videos. Deep Learning ist eine Methode, die aus – für den Rechner vom ersten Schritt – „verwirrenden“ Pixeln z.B. eines Bildes – in vielen nachgelagerten Schichten von Mustererkennung etwas dekodiert, was sich in den eingelesenen Daten (Bsp. Bilder von Hunden) als ein maschinenlesbares „Urbild Hund“ immer wieder bestätigt. Diese Bilder können parametrisiert werden, d.h. durch Befehle oder auch Regler in Farbe oder Form oder Bewegungen verändert werden. So wird aus einer Mücke ein Elefant, der fliegen kann und dabei Löwengebrüll ausstößt. Meistens sind es allerdings „Promis“, die uns scheinbar verwirren.
In unseren Quellen finden sich einige Beispiele für Deepfakes. Wir weisen in dieser Folge einen weiteren Aspekt von Deepfake hin – die Möglichkeit, Angehörige und Freunde oder auch Personen und Zeugen der Zeitgeschichte, ja, fast zum Leben zu erwecken. Oder zumindest über sich und Ereignisse Auskunft zu geben. Dies wurde möglich gemacht für Menschen, die der Shoah (Holocaust) entkamen und Zeugnis geben über Schrecken und Unmenschlichkeit einer unermeßlicher Dimension.
Aber diese Technologie kann für jegliche Erinnerung verwendet werden. Am Beispiel von vier Unternehmungen machen wir deutlich, wie dies die Trauerarbeit unterstützen, aber vielleicht auch ver- und zerstören kann.
Quellen
Upload (Amazon Streaming Serie zur Zeit in drei Staffeln)
„Upload spielt im Jahr 2033. Menschen können sich in in eine virtuelle Welt hochladen lassen. Der Kontakt zur „echten“ Welt findet über Telefonate, SMS, Videokonferenzen oder auch holographische Repräsentanzen statt. Auch in der virtuellen Welt begegnen die Hochgeladenen Bannern und Cookies und einem gewissen Zwang mit Sternen Leistung zu bewerten. Da der Aufenthalt von Lebenden finanziert wird, ist das verfügbare Datenvolumen die Währung für ein angenehmes Leben nach dem Tod.
Beitrag der BBC: Forscher der Universität von Washington haben den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama fotorealistisch als Deepfake nachgebildet.
Mithilfe künstlicher Intelligenz wurde genau modelliert, wie Herr Obama seinen Mund bewegt, wenn er spricht.
Ihre Technik ermöglicht es ihnen, ihrem synthetischen Barack Obama beliebige Worte in den Mund zu legen. (Übersetzt mit DeepL aus der folgenden Quelle:)
https://www.youtube.com/watch?v=AmUC4m6w1wo
Eine Keynote zu KI auf Amazon re:MARS 2022 von Rohit Prasad, SVP and Head Scientist, Alexa AI, Amazon
/https://www.youtube.com/watch?v=22cb24-sGhg&t=3733s
Seine Keynote beginnt hier 43:36 (zum Schluß die gute Nacht Geschichte, von Alexa mit der Stimme der Großmutter erzählt.
Mehr zu Deepfake und mehr Videos auf „Deutsche Welle“. Sehr gut eine Zusammenstellung, wie man Deepfakes erkennen kann
https://www.dw.com/de/faktencheck-wie-erkenne-ich-deepfakes/a-60192155
Das „Zentrum für Politische Schönheit (ZPS)„, Website
https://politicalbeauty.de
Die Beispiele aus dem Podcast
Storyfile: Tell me, Inge! Reden Sie mit der Holocaust Überlebenden Inge Auerbacher. Etwas scrollen, bis zu den Demos ist die App mit Inge die erste in einer Reihe von Beispielen. Clicken, Lautsprecher einschalten und mit Inge sprechen.
https://storyfile.com
Mehr dazu vom „Macher“ des „Deepfakes“
Project December: Simulate the Dead.
Project December is the first system in the world of its kind. Using patent-pending technology, in conjunction with deep AI running on one of the world’s most sophisticated super-computers, we can now simulate a text-based conversation with anyone. Anyone. Including someone who is no longer living. |
WDR 5, Neugier genügt: Das kalifornische Startup „HereAfter AI“ hat eine App entwickelt, die mithilfe von KI „Gespräche“ mit unseren Liebsten ermöglicht – auch nach deren Tod. Nils Dampz hat das Startup besucht, dessen Mitgründer getroffen und die App ausprobiert. Hilft ein KI-Sprachbot bei der Trauer?
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-freiflaeche/audio-sprechen-mit-verstorbenen–dank-kuenstlicher-intelligenz-100.html
Die Hereafter App
„Preserve memories with an app that interviews you about your life. Then, let loved ones hear meaningful stories by chatting with the virtual you.“
https://www.hereafter.ai
Trigger Warnung.
Auf den Videokanälen der Munhwa Broadcasting Corporation (MBC), einem der drei größten Rundfunksender Süd-Koreas, findet man die Mutter/Tochter Geschichte, die mittels VR Brille und Deepfakes ein (einseitiges) Wiedersehen der Mutter mit der verstorbenen Tochter ermöglicht. Das Video endet mit dem symbolischen Tod der Tochter, die sich von der Mutter verabschiedet und als Schmetterling davon fliegt.
https://www.youtube.com/watch?v=uflTK8c4w0c&t=35s
Dieses Video wird in einem umfassenderen Bericht zum Thema am 6.11.2022 auf der schweizerischen Website watson erwähnt.
https://www.watson.ch/wissen/digital/446276751-wenn-tote-reden-start-ups-schaffen-digitale-versionen-von-verstorbenen
Der juristische Teil (Bald ehr dazu auf diesem Kanal achwas.fm).
AI-Act der EU
Zusammenfassung (deutsch)
https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20230601STO93804/ki-gesetz-erste-regulierung-der-kunstlichen-intelligenz
Zusammenfassung (englisch)
https://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20231206IPR15699/artificial-intelligence-act-deal-on-comprehensive-rules-for-trustworthy-ai
Die Suchseite zum Thema (EU Parlament)
https://www.europarl.europa.eu/news/de/search?searchQuery=AI+Act+document
Datenschutzgrundverordnung (DSVGO)
Hier die Übersicht zur DSGVO (Europaparlament). Hier findet sich nicht nur „das Gesetz“ und die Erläuterungen, sondern auch Artikel, Gerichtsurteile und mehr. Auch FaceBook / Meta / Zuckerberg taucht auf.
https://www.europarl.europa.eu/news/de/search?searchQuery=DSGVO
Folgen-Bildquelle
Zugleich ein Familienbild, und eine Fakenachricht und ein Fake in der Darstellung von Menschen der Geschichte oder vielleicht Fiktion? Lassen Sie sich nicht verwirren:
Es zeigt ein Gemälde von Jean Auguste Dominique Ingres. Benannt ist es als die „Apotheosis Homers“ und stammt aus dem Jahr 1827. Als Apotheose wird die Gottwerdung eines Menschen bezeichnet.
Wir empfehlen, das Bild auf der Wikimedia aufzusuchen. Zum einen gibt es mehr Infos und: alle abgebildeten Wesen werden identifiziert und man erfährt ihre Namen. Wenn Sie Zeit haben und Lust dazu – vielleicht probieren Sie so viele wie möglich selbst zu erkennen.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jean_Auguste_Dominique_Ingres,_Apotheosis_of_Homer,_1827.jpg