Social Media und Depression. 10.904 Jugendliche geben Auskunft.

Albrecht Dürer: Die Melancholie 1514

(S1/E16) Kennen Sie diese Nachrichten, dass Facebook depressiv macht? Schriften über Digitale Demenz? Ist das Fake, Meinung oder Tatsache? Die Antwort von …achwas?!®: Wozu gibt es Wissenschaft, die diese Meinung gründlich untersuchen kann. Die Studie mit dem Titel „Social Media Nutzung und jugendliche psychische Gesundheit“ wertete dazu Informationen von 10.904 vierzehnjährigen Heranwachsenden aus. Sowohl die Menge von Daten wie auch die angewandten Untersuchungsmethoden bringen Licht ins Dunkle der Vermutungen. Es ist nicht kompliziert. Und doch: Es bleiben Fragen offen.

Facebook macht (nicht direkt) krank!

Tatsächlich ist die Behauptung „Facebook macht depressiv“ zu kurz gedacht. Die Auswertung der Daten aus der großangelegten Milleniums Studie zeigen: Der direkte Zusammenhang ist relativ gering (2018).
Der Weg zu psychischen Problemen führt bei der Gruppe der 14jährigen Mädchen und Jungen über wenig Schlaf, Cybermobbing, niedriges Selbstwertgefühl und eine geringe Wertschätzung des eigenen Körperbildes. Dabei sind Mädchen deutlich häufiger betroffen als Jungen: Das bedeutet, dass jedes 4. Mädchen (23,6%) der Studie Symptome einer depressiven Verstimmung zeigt, etwa dreimal so häufig im Vergleich zu Jungen (8,4%). Mädchen sind laut Selbstauskunft nicht nur häufiger als Jungen von Cybermobbing betroffen, sondern gehören auch deutlich mehr als Jungen zu denjenigen, die aktiv sind.

Erst solch differenzierte Studien erlauben es, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zum sicheren Umgang mit Social Media zu definieren- und, als Beispiel den Anbietern wie Facebook, Instagram, TikTok etc. eine Regulierung der zeitlichen Nutzung bevorzugt in den Abend- und Nachtstunden dringend zu empfehlen.

Quellen zum Beitrag:

  • Die erwähnte Studie von Yvonne Kelly, Afshin Zilanawala, Cara Booker, Amanda Sacker. Social Media Use and Adolescent Mental Health: Findings From the UK Millennium Cohort Study.Background: Evidence suggests social media use is associated with mental health in young people but underlying processes are not well understood. This paper i) assesses whether social media use is associated with adolescents‘ depressive symptoms, and ii) investigates multiple potential explanatory pathways via online harassment, sleep, self-esteem and body image.“
    https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(18)30060-9/fulltext
  • MEDLINE – die medizinische (internationale) Studiendatenbank in der USA mit über 26 Mio. Einträgen. Die Sammlung begann 1879 – im aktuellen Bestand gibt es Studien seit 1946. Aktuell (9.9.2021) wird die Datenbank täglich auf Stand gebracht, und dabei 2.000-4.000 Referenzen und Artikel aufgefrischt oder neu eingestellt.
    https://www.nlm.nih.gov/medline/index.html
  • Facebook reagiert auf Studien. Der Guardian berichtet in einem Artikel vom 15.12.2017:
    „Facebook hat eingeräumt, dass die Nutzung sozialer Medien sich negativ auf die psychische Gesundheit der Nutzer auswirken kann. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen den Druck einer wachsenden Zahl von Kritikern spürt, die sich über die Auswirkungen der Plattform auf die Gesellschaft beschweren.“ Forscher des sozialen Netzwerks räumten in einem Blogpost am Freitag ein, dass Studien ergeben haben, dass die Zeit, die man auf Facebook mit dem „passiven Konsum von Informationen“ verbringt, dazu führen kann, dass man sich „schlechter fühlt“. Übersetzt mit DeepL. Facebooks Lösung? Länger auf Facebook bleiben und selber posten, aktiv werden.
    https://www.theguardian.com/technology/2017/dec/15/facebook-mental-health-psychology-social-media

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Jedes 4. Mädchen in der Studie berichtet depressive Symptome. Der Zustand der Melancholie beschrieb in historischen Dokumenten recht genau Symptome einer Depression. Albrecht Dürer hat in seinem Kupferstich „Melencolia I“ von 1504 die Körperhaltung und Mimik eines melancholischen Wesens, einem Genius / Engel, sehr detailliert festgehalten. Der Engel steht für Künstler, die sich im Zustand mit „dem Willen zum Schaffen, aber unfähig, etwas zu tun“ erleben.
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