Exkurs: Bitte Zahlen! Statistik, Zocker und ein eierlegender Hund*.

"Das Porträt von Luca Pacioli" (um 1500). Jacopo de' Barbari zugeschrieben

(S1/E24) Zahlen, Mathematik und Statistik machen als Werkzeuge der Wissenschaft die Welt berechenbar und objektiv. Wenn sie wissentlich missbraucht wird, können damit bewusst auch Nachrichten „gemacht“ werden, wie das Beispiel vom Hühnereier legenden Hund zeigt.
Daher erzählen wir heute etwas über die Geschichte der Statistik. Wer hat sie „erfunden“, und wozu kann man sie brauchen? Gibt es mehr als eine Kunst der Statistik? In ihrer über 500 jährigen Geschichte spielen Zocker, Gamer und ein schottischer Glücksforscher aus dem 18. Jhd. bedeutende Rollen.

Zahlen und keine Mathematik? Wir müssen über Statistik reden – und was damit gemacht wird. Über Bedürfnisse, die mit Statistik erfüllt werden können, wie zum Beispiel, das Bedürfnis zu zählen und zu quantifizieren. Das Bedürfnis, die Bedeutung dieser Zahlen herauszufinden – ausser das sie einfach schmückend „da stehen“ (wow – 35 Mio. Follower) – und das Bedürfnis, durch geeignete Verwendung Zahlen als Grundlagen von Entscheidungen zu verwenden, um z.B. Risiken einschätzen zu können.

Die Tradition guter Statistik reicht weit zurück. Und auch schon im 17. Jhd. war mit Datenkunde Geld zu verdienen, zum Beispiel mit Handbüchern für „Zocker“.

Zahlen dienen der Gerechtigkeit und der Demokratie: Zahlen können genutzt werden, um gegen Willkür und Autorität, gegen Trickser, Hütchenspieler und Betrüger mit Fakten aufwarten zu können. Oder glauben Sie, Hunde könnten Hühnereier legen. Die Zahlen scheinen dafür zu sprechen.

Das Wissen, Zahlen und Daten in diesem Sinne nutzen zu können, sollte wie Rechnen, Schreiben und Lesen selbstverständlich in Schulen unterrichtet werden. Diese „Data Literacy“ (Datenkompetenz) umfasst auch die Neugierde an der Welt und Zusammenhängen, Freude an detektivischem Forschen und gesunden Menschenverstand. Mathe auch? Hören Sie sich an, was wir dazu zu sagen haben. Vielleicht sind Sie überrascht.

Quellen zur Folge

  • Florence Nightingale, als Begründerin der modernen Krankenhauspflege, leistete ebenfalls bahnbrechende Arbeit auf dem Gebiet der Datenvisualisierung. Hier ein Hommage an diese vielfältig begabte Frau.

Zum Beitragsbild

Unser Beitragsbild zeigt einen Mathematiker, Statistiker und Zauberkünstler: „Das Porträt von Luca Pacioli“ (um 1500 entstanden) wird dem italienischen Renaissancekünstler Jacopo de‘ Barbari zugeschrieben. Jacopo de’ Barbari (etwa 1460/70 bis 1516) war ein italienischer Maler und Kupferstecher, der an verschiedenen Orten nördlich der Alpen als Hofkünstler arbeitete.

Luca Pacioli (um 1445 in Borgo San Sepolcro, Toskana; bis 1514 oder 1517 in Rom) war ein italienischer Mathematiker. Bekannt ist er den Wirtschaftswissenschaften, er hat 1494 als erster die doppelte Buchführung komplett beschrieben. Weniger bekannt – aber hoch interessant für die Macher von achwas.fm – sind die Werke:

De viribus quantitatis (Über die Kraft der Zahlen): Dort finden sich neben mathematischen Scherzen und Tricks auch Erklärungen für Zaubertricks. „Über die Kraft der Zahlen“ gilt als älteste Schrift über Zauberkunst und enthält viele – auf naturwissenschaftlichem Wissen basierende – Tricks und Anleitungen.

Sein Portrait hätte schon  „Gamification“  (Folge 11) das Beitragsbild leihen können:
De ludo scachorum („Über das Schachspiel“), auch bekannt als Schifanoia (etwa „Der Langeweile entkommen“) beschreibt ausführlich die damals erneuerten Regeln des Schachspiels auf 48 Seiten und über 100 Beispielen. Die Illustrationen in diesem Buch werden seinem Freund Leonardo da Vinci zugeschrieben. 

Mehr zu Luca Pacioli
https://www.spektrum.de/wissen/luca-pacioli-1445-1517/1009133

In der Bildquelle auf Wikimedia werden Gegenstände und Personen auf dem Bild benannt und erklärt.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pacioli.jpg