Die Facebook Papers: Spielregeln des Kapitalismus

Die Pyramide des Kapitalismus mit einem Geldsack an der Spitze und der arbeitenden Bevölkerung an der Basis
Die Pyramide des Kapitalismus - Poster der Industrial Workers of the World (1911)

(S1/E19) Im Mai 2021 verließ Frances Haugen, eine junge, ehrgeizige, aufstrebende, erfolgreiche und intelligente Data-Scientistin aus dem “Civic Integrity Team” von Facebook ihren Arbeitgeber. Aufgabe dieses Teams war, Mißbrauch der Facebook-Plattform während der US-Wahlen Ende 2020 zu verhindern. Frances Haugen war – und ist – allerdings nicht nur intelligent, sie hat auch einen wachen Sinn für Recht und Unrecht, richtig und falsch...

Sie ist jetzt wahrscheinlich eine der wichtigsten Whistleblower/innen der jüngeren Geschichte und hat uns den Stoff für unsere 19. Folge von …achwas!? beschafft: Es handelt sich um Interna über die Gepflogenheiten bei dem wahrhaft gigantischen Tech-Konzern, der mit dem Begriff “Facebook” eigentlich nur ungenügend beschrieben ist. Dessen CEO – Mark Zuckerberg – hat sich ja konsequenterweise auch einen neuen Namen für sein Unternehmen ausgedacht oder ausdenken lassen: Meta! Irgendwie Pech für ihn, dass die Taufe der neuen Marke eben gerade mit der Enthüllung diverser unappetitlicher Gepflogenheiten seines Unternehmens zusammenfällt.

Aber was sind das für Gepflogenheiten? Nun, man kann es vielleicht so zusammenfassen: Facebook weiß sehr viel über die polarisierende, ja spaltende Wirkung seiner Produkte auf Einzelne, auf Länder und Gesellschaften weltweit – letztlich die Menschheit. Man forscht hierzu, sammelt Daten und Fakten, schreibt Memos, diskutiert sogar in internen Foren darüber, aber: man unternimmt nichts, verheimlicht sogar das unangenehme und möglicherweise für den Börsenwert gefährliche Wissen. Der Konzern steht damit in einer unglückseligen Tradition mit den Tabak- und Ölkonzernen, die schon in den 60er-Jahren wussten, dass Rauchen Krebs erzeugt und das Verbrennen von fossilen Energieträgern eine Erderwärmung auslösen wird…

In unserem Podcast über die Facebook Papers versuchen wir den Stand der Dinge Anfang November 2021 zusammenzufassen. Wir werden uns allerdings wiederholt darüber beklagen, dass es – noch – keine wirklich handfesten wissenschaftlichen Daten und Veröffentlichungen gibt. Doch das, was da gerade in investigativ orientierten Medien (natürlich die internationale links-grün-versiffte Systempresse!) erscheint, ist schon einen Bericht wert.

Quellen zur Folge

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Die IWW ist eine Gewerkschaft Namens “Industrial Workers of the World”, die sich in ihrer Arbeit auf Nordamerika, Großbritannien, den deutschsprachigen Raum und Australien konzentriert. Sie ist bekannt für das “Wobbly-Shop-Modell” der Arbeitsplatzdemokratie, in dem Arbeiter ihre eigenen Manager wählen. Eine altehrwürdige Institution übrigens, die schon im frühen 20. Jahrhundert politisch agiert und agitiert hat. 1911 ist im Auftrag dieser Gewerkschaft ein Anti-Kapitalismus-Poster entstanden, das uns für die Facebook Papers die richtige Perspektive zu haben scheint. Den Geldsack könnte man mit “Börsenwert”, “Wachstum”, “Klickzahlen”, “Reichweite” ersetzen und dann wäre man ganz nah an der Antwort auf die Frage, wie die unerhörten Dinge, die die Facebook Papers enthüllen, überhaupt entstehen konnten. Letztlich geht es darum, dass sich eine klitzekleine Elite ungestört die Taschen vollstopfen will und dafür auf Recht und Moral verzichtet.

Das Bild ist Public Domain und auf Wikimedia Commons unter dieser URL zu finden:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Anti-capitalism_color_Restored.jpg