Last, but not least. Longtail

Albert Eckhout, Bild 25
Albert Eckhout, Bild 25 "Iierebacaba"ca 1653 / 1659

(S2/E19) Wie häufig kamen in der preussischen Kavalerie in der Zeit von 1875-1894 Offiziere durch den Huftritt eines Pferdes ums Leben? Und weshalb sollte das uns interessieren? Gehen Sie einem eher seltenen Hobby nach? Wissen Sie, weshalb „Never Events“ hoffentlich nichts mit einem möglichen Krankenhausaufenthalt zu tun haben sollten? Vielleicht sind Sie Sammler*in und haben gerade am Wochenende eine seltene Vinyl von Genesis ersteigern können?

In dieser Folge beschäftigen wir uns mit den viele Aspekten des Longtails, einem Phänomen, dass uns im täglichen Leben begegnen könnte: Seltene Ereignisse. Wir haben uns aus der Vielzahl möglicher Seltenheiten zwei herausgesucht: Schon etwas länger liegt es zurück, dass sich Ladislaus von Bortkewitsch (1868 – 1931; ein in Deutschland lehrender russischer Ökonom und Statistiker polnischer Abstammung) mit dem „Tod durch Huftritt*“ preussischer Offiziere auseinandersetzte. Jahr für Jahr passierte es, die Anzahl der Ereignisse war gering – aber nahezu konstant.

Die Welt ohne Web

Quelle: Ladislaus von Bortkewitsch „Das Gesetz der kleinen Zahlen“, 1898. Erstausgabe als PDF
https://ia903406.us.archive.org/13/items/dasgesetzderklei00bortrich/dasgesetzderklei00bortrich.pdf

Ähnlich die „Never Events“, so werden Ereignisse in Krankenhäusern weltweit bezeichnet, die einfach nicht passieren dürfen – denn diese enden vielleicht tödlich oder beeinträchtigen das Leben eines Menschen über eine lange Zeit.
Die erste Quelle fokussiert auf die Situation in UK und den USA:
https://psnet.ahrq.gov/primer/never-events

Dem Phänomen möchte man auch mittels Künstlicher Intelligenz „zu Leibe rücken: „Factors contributing to preventing operating room „never events“: a machine learning analysis.“
https://psnet.ahrq.gov/issue/factors-contributing-preventing-operating-room-never-events-machine-learning-analysis

In Deutschland beschäftigen sich u.a. die Chirurgen mit dem Thema der „Never Events“
https://www.bdc.de/patientensicherheit-in-deutschland-geschichte-und-gegenwart/?parent_cat=

Ein wenig zur Statistik seltener Ereignisse – die Poisson Verteilung
bietet die Chance, sich mit ein wenig Mathematik selbst mal ein Bild zu seltenen Ereignissen zu machen.
https://www.datavis.ca/courses/grcat/grc1.html

Das Web

„Seltenheit“ hat im Web eine Bedeutung, immer dann, wenn Menschen als einzelne Wesen, wenn auch in Gruppen, betrachtet werden. Das Wort „Longtail“ beschreibt bildlich diesen Fakt: Auch für seltene Produkte, ausgefallene Hobbies, interessante Meinungen oder Einstellungen oder Verschwörungserzählungen finden sich Gleichgesinnte oder, wie bei den Produkten, Lieferanten.

Ist das Web in dieser Ausprägung auch eine Folge von Statements (Manifesten), geboren im Silicon Valley, die deutlich machten, wie Menschen als Individuen – und nicht als „Zielgruppe“, „Konsumenten“ als Masse wahrgenommenn werden wollen?

Das Cluetrain Manifest von 1999 – die Website der 95 Thesen
https://www.cluetrain.com
kostenlos online lesen
https://www.cluetrain.com/book/foreword.html

„Neue Clues“ berücksichtigen 2015 (16 Jahre nach dem Cluetrain Manifest) neu hinzugekommene Aspekte und machen wieder deutlich: Es ist unser Web. In 121 Thesen, kostenlos online zu lesen.
https://newclues.cluetrain.com/#27

Web 2.0 – Das Web als eine Plattform, die es möglich macht, selber zu schreiben, zu kommunizieren: Das Mitmach-Web (O’Reilly). kostenlos online zu lesen.
https://www.oreilly.com/pub/a/web2/archive/what-is-web-20.html

Folgenbild

Für das Bild zur Folge hatten wir einen Künstler entdeckt, der bereits am Ende des 19.Jhds Dinosaurier zeichnete: Charles R. Knight prägte mit seinen Bildern unser heutiges Bild vom „Dino“. Allerdings sind diese Werke noch nicht gemeinfrei, also nicht ohne Lizenzkosten zu nutzen.

Aber ein langschwänziger Vogel aus dem 17. Jhd vertritt den Longtail Saurier ganz gut. Albert Eckhout (geboren in Groningen 1607 – 1665 oder /66) hat, Fauna, Flora und Menschen in Brasilien gemalt. Er wurde als Illustrator für Expeditionen in Brasilien engagiert.
Das Bild trägt den Titel „Iierebacaba“ (Schwarzmantel Scherenschnabel) und entstand ca 1653 / 1659.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hoflössnitz_Eckhout_25br.jpg

*Hinweisgeber: Danke an Marcel B.