Was nützt Aufklärung? Edward Snowden und die Folgen

Windsor Castle
Windsor Castle, Illustration von E. W, Haselhust 1910

(S1/E41) Vor 9 Jahren, im Juni 2013 wurden Dokumente veröffentlicht, die das World Wide Web, unsere Kommunikation, das Leben, Digitale Unternehmen, Staaten nachhaltig … hätten erschüttern können. Zumindest unsere Sicht auf die Sicherheit unserer persönlichen Informationen, für immer verändern sollen. Eigentlich.

In dieser Episode von achwas.fm erzählen wir die Geschichte von Aufklärung im doppelten Sinne: Aufklärung als militärische Aktionen, um Daten über Tun und Lassen eines Widersachers zu erlangen – und die Aufklärung darüber, dass diese Aktionen auch befreundete Staaten, sogar die Bewohner des eigenen Landes betreffen. Und Unrecht sind.

Nach dem 2. Weltkrieg breiteten die als 5-Eyes bezeichneten Staaten USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland ihr weltweites Spionagenetzwerk aus. Der Kalte Krieg benötigte Informationen über die Sowjetunion – aber auch über die Politik, Politiker und Einwohner westlicher Staaten, die vielleicht mit Wohlwollen oder gar als Agenten diesen Staat unterstützen. Als der Kalte Krieg unter Gorbatschow 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion endete, schienen die „Dienste“ fast schon abgeschrieben.
Der 11.9.2001 (9/11) änderte diese Einstellung: Globaler Terrorismus hieß das Ziel der Aufklärung.
Ab 2009  bekam ein externe Mitarbeiter der NSA, Edward Snowden, Zugang zu als top secret eingestuften Daten. Was er entdeckte, erschütterte ihn. Es breitete sich eine Struktur von Überwachung und Einflussnahme durch die Geheimdienste der westlichen Welt aus. Die Werkzeuge PRISM und XKeyscore ermöglichten das Sammeln von Daten im Web und die Auswertung dieser Daten.

Edward Snowden entschied sich, diese Informationen zu veröffentlichen, er war sich bewusst, dass er damit zum Staatsfeind in den USA wurde.

Was haben wir aus den Veröffentlichungen gelernt? Was hat die Überwachung genutzt? Was nützt Aufklärung? Mehr dazu im Podcast.


Quellen zur Episode

11 Jun 2013: The Guardian veröffentlicht „Edward Snowden: the whistleblower behind the NSA surveillance revelations“. Umfangreiches Material inkl. Interview. (abgerufen am 10.6.2022, 22:56)
https://www.theguardian.com/world/2013/jun/09/edward-snowden-nsa-whistleblower-surveillance

Die Artikel der Washington Post zu Snowden liegen hinter einer Paywall (abgerufen am 10.6.2022, 22:40)
https://www.washingtonpost.com/magazine/2020/05/11/2013-edward-snowden-leaked-top-secret-national-security-agency-documents-showing-how-us-was-spying-its-citizens-heres-what-happened-next/

Manchmal gibt es sehr umfangreiches Quellenmaterial in Wikipedia (abgerufen am 10.6.2022, 23:30)
https://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Snowden

Snowden, Edward: Permanent Record, S.Fischer Verlag Frankfurt (2019)
https://www.fischerverlage.de/buch/edward-snowden-permanent-record-9783596700691

Rasterfahndung – PRISM Lite in der Bundesrepublik? In den ’70ern wurde per „Rasterfahnung“ nach Terroristen der RAF gesucht. Datascience war schon damals an Bord. (abgerufen am 10.6.2022, 23:21)
https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-06/mustererkennung-algorithmen-terror?utm_referrer=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2F


„Wie US-Geheimdienste Daten aus der EU abgreifen könnten“ titelt netzpolitik.org in einer Beitrag vom 26.1.2022 und zitiert aus einem Gutachten: „Das Datenschutzrecht der EU schützt wohl nur bedingt vor US-Geheimdiensten. Ein Gutachten für die Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern zeigt: Selbst wenn die Server in der EU stehen, können sensible Daten gefährdet sein.“ (abgerufen am 10.6.2022, 23:42)
https://netzpolitik.org/2022/gutachten-veroeffentlicht-wie-us-geheimdienste-daten-aus-der-eu-abgreifen-koennten/

Episodenbild

Unser Episodenbild der Folge 41 trägt den Titel: Windsor Castle, und ist eine Buch-Illustration von E. W, HASLEHUST 1910, Verlag  Blackie and son, limited. 1910

PRISM und XKeyscore waren in der Zeit, als unser Episodenbild entstand, eher ein Wachturm mit weitem Ausblick und „Human Brain“ als Auswertungssoftware.
Auch die Menschen in einem Wachtturm hatten die Aufgabe, zu beobachten, feindliche Truppen zu erkennen und zusammen mit den Wachen „am Boden“ suspekte Personen zu überprüfen.
Über die Algorithmen dieser Wächter ist eher wenig bekannt.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Windsor_castle_(1910)_(14775284354).jpg