(S1/E20) Der Roman „Minority Report“ spielt im Jahr 2054: Eine Spezialabteilung der Polizei in Washington ist in der Lage, Morde weit im Vorfeld vorauszusagen – und die zukünftigen Mörder frühzeitig auszuschalten. Verurteilen ohne Tat? Im Jahr 2020 erscheint ein Bericht über SKALA , das in NRW eingesetzte Computerprogramm für Predictive Policing. Ist das jetzt 2054 in der Bundesrepublik? In dieser Folge erzählen wir, wie grundverschieden in Deutschland und den USA Predictive Policing eingesetzt wird und was die Gründe dafür sind.
Der bereits 1956 erschienene Roman „Minority Report“ von Philip K. Dick schickt die Leser in ein Dilemma: Darf man Menschen, die noch keinen Mord begangen haben, als potentielle Mörder „ausschalten“? Es wird ein Mord verhindert, die einzelne Tat von drei Medien vorhergesagt – mehr noch: Es gibt deshalb keine Morde mehr. Aber was ist, wenn diese „Hellseher“ irren?
In dieser Folge von achwas?! sehen wir uns die Situation in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 an. Zum Einsatz kommt hier ein Prognosetool namens SKALA. Morde sind – als seltene Ereignisse und zudem eher im privaten Umfeld angesiedelt – nicht das Feld dieses Tools, sondern Einbrüche in Wohnungen, Gewerbeobjekte und Kfz-Diebstahl. Von seinen Prognosemöglichkeiten beschäftigen wir uns im Podcast mit dem Deliktfeld „Wohnungseinbruch“ und erfahren mehr über die Grundlagen der Prognosen und Polizeiarbeit: Diese sind Informationen und Daten über den Ablauf und die Umstände eines Einbruchs, die Psychologie von Tätern und Massnahmen, die Einbrüche verhindern können.
Der Minority Report spielt in den USA. Wir springen daher – zum Vergleich mit Deutschland – abschliessend in die USA 2021 und finden dort eine deutlich unterschiedliche Situation: Spitzelnde Polizisten, Sensoren zur Schusserkennung, Nummernschildleser an jedem Polizeifahrzeug und Drohnenflüge liefern Big Data für die Prognosen von Verbrechen – und zur Überwachung der gesamten Bevölkerung. Die Ähnlichkeit zum System „Social Credit“ ist augenscheinlich. Ein technologisches Menetekel für die Welt?
Quellen zur Folge
- Philip K. Dick, „Minority Report“, 1956 (Buch)
- Minority Report, Regisseur Steven Spielberg, Hauptrolle Tom Cruise, USA 2002 (Film)
- Kai Seidensticker „Predictive Policing – Umsetzung und Wirkung von Kriminalitätsprognosen“
https://rosdok.uni-rostock.de/file/rosdok_document_0000020828/rosdok_derivate_0000201789/Seidensticker_Predictive_2022.pdf
- Dem Verbrechen auf der Datenspur, Zukunftsinstitut, Trend Update 4/ 2014
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/big-data/predictive-policing/
- Wikipedia „Predictive Policing“ zuletzt abgerufen am 12.11.2021
https://de.wikipedia.org/wiki/Predictive_Policing
- Konferenzpapier: American Society of Evidence-Based Policing – ASEBP, Conference at Arizona State (umfangreiches Dokument) Universityhttps://www.researchgate.net/publication/323363353_American_Society_of_Evidence-Based_Policing_-_ASEBP_Conference_at_Arizona_State_University
- „Predictive Policing in den USA: Kontrolle ist gut, Überwachung ist besser“ auf SPIEGEL.DE, zuletzt abgerufen 12.11.2021
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/predictive-policing-in-los-angeles-kontrolle-ist-gut-ueberwachung-ist-besser-a-1188578.html
- Shot Spotter – The First End-to-End Precision Policing PlatformTM. Selbstdarstellung des Unternehmens auf der Homepage – mit einem Ticker zu „false claims“, abgerufen zuletzt 14.11.2021
https://www.shotspotter.com
Zum Beitragsbild
Der Wunsch, in die Zukunft zu schauen wurde im antiken Griechenland von einem Orakel erfüllt. Pythia, so der Name der jeweils amtierenden weissagenden Priesterin im Orakel von Delphi, verkündete in veränderten Bewusstseinszuständen ihre Prophezeiungen. Ihre Kunst war unter anderem die, so zu formulieren, dass zumindest eine mögliche Interpretation der Prophezeiung zutraf.
Unser Bild zeigt Pythia im Zustand der Entrückung in einem Ausschnitt des Gemäldes von John Collier mit dem Namen „Priestess of Delphi“ aus dem Jahr 1891.
John Maler Collier (1850 – 1934) war ein britischer Schriftsteller und Maler und gehörte zur Gruppe der Präraffaeliten.
Das Bild ist Public Domain und auf Wikimedia Commons unter dieser URL zu finden:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Collier-priestess_of_Delphi.jpg