S2E39 Manchmal könnten wir in unserem Podcast den Eindruck erweckt haben, dass das „Web“ ein ebenso machtvolles wie auch zerbrechliches Land ist. Eher ähnelt es den europäischen Fürstentümer und Königreichen im 15. und 16. Jhd., als modernen, demokratischen und hochtechnisierten Staaten, die auch von Partizipation der Bürgerschaft, Menschenrechten und dem Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft geprägt werden.
Diese Folge kann den Eindruck verstärken, zeigt sie doch die aktuelle Situation und eine daraus erwachsende Bedrohung auf, die sich aller gerade erst entstandenen Kräfte bedient, um Markt und Meinungen durch das Web so stark zu beeinflussen, wie es noch nie in der neueren Geschichte möglich gewesen sein wird.
Der Geheimnistuerei ein Ende: Wir berichten von nichts Geringerem, als dem Kampf um das Wissen über einzelne Menschen. Nicht ein akademisches Wissen oder einem mit fürsorglichen Aspekten. Eher dem einer zu neugierigen und übelwollenden Nachbarschaft in repressiven politischen Systemen, achwas: Frei heraus – dem was Organisiertes Verbrechen für seine schändliche Taten nutzt.
Das Mittel der Wahl ist Social Engineering: wenn Technik- und IT- Wissen beim Einbruch auf Server, in Netzwerke oder einzelne private Rechner nicht mehr ausreichen – da muss der Mensch her. Als schwächstes Glied in der Sicherungskette. Ein Mensch, der niemals auf die Idee käme, irgendjemandem zu erzählen, dass der Haustürschlüssel unter der Fußmatte liegt und wo die Schalter für die Alarmanlage (samt Pin Code) zu finden sind.
Nachdem, auch wenn man es nicht glauben mag, technische Systeme immer sicherer sein könnten, gewinnt dieser Mensch an Bedeutung. Ohne ihn blieben technische Einbrüche oder Raubzüge zumeist ergebnislos.
Im Podcast machen wir selbst ein kleines Gedanken-Experiment zur Einstimmung und berichten von einem großen wissenschaftlichen Experiment mit erschreckenden Ergebnissen:
Social Engineering, die menschliche Domäne schlechthin des Aushorchens und der Manipulation der eigenen Spezies, könnte durch die unheilige Allianz von Datenhandel und Künstlicher Intelligenz im Dienste des organisierten Verbrechens machtvoll Wissen missbrauchen.
Nicht irgendwann in einer fernen Zukunft – es geht jetzt bereits, wie eine fundierte wissenschaftliche Studie aus dem März 2024 zeigt.
Quellen
Eine verständliche Beschreibung des „Social Engineering“ in vielen Facetten findet sich auf einer Webseite des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Eine Übersicht der aktuellen Bedrohungslage (gut aufbereitet und aktuell mit Tipps) ist ebenfalls auf den Seiten des BSI zu finden
https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/verbraucherinnen-und-verbraucher_node.html
„Cybersicherheitsmonitor 2024: Menschen zunehmend sorglos gegenüber Cyberkriminalität – Betroffenheit jedoch weiterhin hoch„ Wenn diese im Podcast erwähnte Studie des BSI von Interesse ist -. die findet sich auf dem folgenden Link.
https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Leistungen-und-Kooperationen/Digitaler-Verbraucherschutz/Digitalbarometer/digitalbarometer_node.html
Wir erwähnen den Cambridge Analytica (CA) Skandal. CA rühmte sich damit, dass sie über Microtargeting die Einblicke in die Psyche von Menschen in Stimmen für den Brexit gewonnen hätten (und für Donald Trump und so manche Oligarchen, Plutokraten oder dikatorische Regime). Und dabei selbst lasche Datenschutzgesetze missachtet haben. Mehr dazu in der Staffel 1, Episode 1 von achwas.fm; inkl. aller Links.
Das Stasi Archiv war im staatlichen Rahmen, was global und nicht nur unter primär wirtschaftlichen Aspekten aus den Regalen von Databrokern (Datenhändlern) angeboten wird.
Die schier unfassbare Geschichte wurde auf netzpolitik.org in mehreren Kapiteln aufgearbeitet. Und leider zu wenig beachtet.
Auch hier haben wir eine achwas.fm Folge zu. Auf der Blogseite dazu finden Sie alle Dokumente, die wir ausgewertet haben.
„Die Studie“ „On the Conversational Persuasiveness of Large Language Models: A Randomized Controlled Trial“ von Francesco Salvi, Manoel Horta Ribeiro, Riccardo Gallotti, Robert West,
21 Mar 2024, lässt sich über verschiedene Quellen aufrufen:
https://doi.org/10.48550/arXiv.2403.14380 |
Die Studie bei der Cornell University, Zusammenfassung, (Paper als PDF, zum Download oben rechts clickbar)
https://arxiv.org/abs/2403.14380
Folgenbild
Caravagio (1571 – 1610) hat vor über 429 Jahren (1595) das Bild zu unserer Folge gemalt. Es zeigt einen doppelt betrügerischen Kartenspieler, der auf das Zeichen des um die Karten des Opfers wissenden „Social Engineers“ wartet, um versteckte Trümpfe auszuspielen. Dem Opfer wurde wohl Hilfe angeboten, und es zeigte so seine Karten her.
Die Bildbeschreibung in wikipedia beschreibt zwei Variationen zu dem Thema.
Mehr zu Caravaggio findet sich im Wikipedia Eintrag https://de.wikipedia.org/wiki/Michelangelo_Merisi_da_Caravaggio
Bild-Quelle auf wikimedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Caravaggio_(Michelangelo_Merisi)-_The_Cardsharps-_Google_Art_Project.jpg#file
Caravaggio, Public domain, via Wikimedia Commons